Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Rotenburg (Wümme)

Schluss mit verharmlosenden Unfallberichten

Jan Nordhoff, Polizeirat aus Bielefeld, zeigt in seiner prämierten Masterarbeit, wie Polizeiberichte zu Unfällen Verantwortung verschleiern und Verletzungen von Menschen verharmlosen. Er fordert eine klare Sprache.

Nahaufnahme eines Fahrradvorderrads auf Kopfsteinpflaster. Die Felge ist verbogen und mehrere Speichen sind gebrochen oder hängen lose herab. Das Rad steht schief auf dem grauen Pflaster und ist offensichtlich nach einem Unfall nicht mehr fahrbereit.
Unfallberichte sollten Verletzungen von Menschen nicht verharmlosen, fordert Polizeirat Nordhoff in seiner prämierten Studie. © iStock.com/Jaques Palut

Wie die Polizei über Verkehrsunfälle in ihren Pressemitteilungen berichtet, beeinflusst, wie Menschen die Unfälle wahrnehmen. Der Bielefelder Polizeirat Jan Nordhoff hat untersucht, wie Sprache in polizeilichen Unfallberichten wirkt und welche Folgen das für die Verkehrssicherheit hat. Für seine Masterarbeit hat er den Förderpreis des Deutschen Verkehrssicherheitsrats erhalten.

Probleme der aktuellen Berichterstattung

Nordhoff analysierte 227 polizeiliche Pressemitteilungen und fand heraus: Über 53 Prozent der Berichte stellen Unfälle verharmlosend dar. So wird häufig der Pkw als „Schuldiger“ benannt: „Pkw erfasst Fußgänger“ statt „Autofahrer fährt Fußgänger an“.

Polizeiberichte beziffern Sachschäden oft präzise, bleiben bei  Verletzungen aber vage. Selbst bei schweren Verletzungen betonen sie materielle Schäden. Unfallursachen bleiben in über 60 Prozent der Fälle unklar oder werden abgeschwächt. Sie werden oft als unausweichlich dargestellt – „Unfälle passieren nun mal“, so die dahinterliegende Aussage. Selbst wenn der Unfallhergang noch unklar ist: Sicher ist, dass nicht der Pkw oder Lkw jemanden angefahren hat, sondern der oder die Person hinterm Steuer.

Medien übernehmen Polizeiberichte meist unverändert. So prägen sich verharmlosende Darstellungen bei den Leser:innen ein und werden kaum hinterfragt.

Konkrete Handlungsempfehlungen

Der Polizeirat rät:

  • den Begriff „Verkehrsunfall“ nur zu verwenden, wenn kein menschliches Fehlverhalten vorliegt
  • stattdessen von „Zusammenstoß“ oder „Verkehrskollision“ zu sprechen
  • menschliches Leid sichtbar zu machen, Sachschäden weniger zu betonen
  • aktiv zu formulieren und aus der Perspektive der beteiligten Menschen zu berichten
  • Unfallursachen klar zu benennen
  • verharmlosende Formulierungen zu vermeiden

Dass die Analyse aus der Mitte der Polizei selbst kommt, macht sie besonders wertvoll. Da Medien häufig Polizeiberichte unverändert übernehmen, muss die Veränderung bei der Polizei selbst beginnen.


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